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In wenigen Jahrzehnten hat sich die Kunststoffindustrie zum siebtgrößten industriellen Wirtschaftszweig in der Bundesrepublik entwickelt. So wurden im Zeitraum zwischen 2010 und heute rund 42.000 Arbeitsplätze geschaffen, was einem Wachstum von 15 Prozent entspricht. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften in den Unternehmen steigt stetig und kann derzeit nicht mehr durch die eigene Ausbildungsleistung gedeckt werden, auch weil die Zahl der Auszubildenden für den Verfahrensmechaniker stagniert.

Vor diesem Hintergrund wird es immer schwieriger, ausgebildete Mitarbeiter zu rekrutieren. Oftmals müssen gewerbliche Facharbeiter aus anderen Berufszweigen – sogenannte Quereinsteiger – in der Produktion angelernt bzw. geschult werden. Das externe Bildungsangebot ist vielfältig, damit unübersichtlich und zudem oft nicht ausreichend mit Praxisanteilen ausgestattet und vor allem meist nicht vergleichbar.

Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, wurde durch die Kunststoff-Zentrum in Leipzig gGmbH (KUZ) und das Steinbeis Innovationszentrum Kunststofftechnik Aalen (SIZK) unter Schirmherrschaft des Verband Technische Kunststoff-Produkte e.V. in Frankfurt (GKV/TecPart) ein neues berufliches Weiterbildungsangebot konzipiert. Ausbildungsziel ist die Erlangung des Abschlusses „Zertifizierte Fachkraft für Kunststoffspritzgießen gemäß der Qualifizierungsnorm des GKV/TecPart“.

„Mit diesem Zertifikat erhalten die Absolventen einen Qualifikationsnachweis, der sich unterhalb der beruflichen Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik (dem IHK Abschluss) einordnet. Mit der zertifizierten Fachkraft für Kunststoffspritzgießen gewinnen die Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter, die den erfahrenen Verfahrensmechanikern für Kunststoff- und Kautschuktechnik (VKK) zur Seite stehen. Die innerbetriebliche Weiterbildung erfährt eine deutliche Entlastung, dies schafft wiederum Freiräume für die Produktionsoptimierung und dokumentiert letztendlich eine erfolgreiche Personalentwicklung“, erläutert Michael Weigelt, Geschäftsführer des auf Spritzgießen spezialisierten Branchenverbands im GKV zur Motivation für diese Initiative.

Die Teilnehmer der Weiterbildungsmaßnahme werden in vier Wochen, gesplittet auf vier Monate (entspricht 144 Unterrichtseinheiten), in Theorie und Praxis des Spritzgießprozesses und allen dazugehörigen Themenbereichen geschult. In einem umfangreichen Praxisteil (50 Prozent der Laufzeit) wird das theoretisch vermittelte Wissen trainiert und gefestigt.

Nach Absolvierung der Gesamtmaßnahme kann die Prüfung zur „Zertifizierten Fachkraft für das Kunststoffspritzgießen gemäß Qualifizierungsnorm des GKV/TecPart“ abgelegt werden. Die Norm legt die Ausbildungsaufteilung in Theorie und Praxis fest, ebenso die Themenbereiche, die abgebildet werden müssen.

„Damit wollen wir sicherstellen, dass ein vergleichbares Basiswissen vermittelt wird. Zudem ist dieser Inhalt ein zentrales Element des Ausbildungsberufes VKK, an dem wir als Verband mitwirken.“ betont Michael Weigelt. „Nur so können wir sicherstellen, dass wir eine Zusatzqualifizierung etablieren, die später einmal bundesweit angeboten werden kann – dies sicher auch mit dem Ziel, dass auf dieser Basis einmal eine Höherqualifizierung aufgesetzt wird.“

Die Prüfung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil und ist für alle beteiligten Bildungsanbieter bindend, und damit ist die ermittelte Kompetenz vergleichbar. Die ersten Kurse werden in Aalen und Leipzig im September 2016 beginnen. Weitere Informationen unter www.tecpart.de oder bei den beiden Bildungsinstituten www.kuz-leipzig.de und www.sizk-kunststoff.de.