In seinem Gastkommentar in der Kunststoffe vom 14. Februar 2022 fordert Tecpart-Geschäftsführer Michael Weigelt klare Rahmenbedingungen für die Transformation zur klimaneutralen Produktion.
Der politisch verordnete schnelle Wandel zu mehr Klimaschutz ist nicht nachfragegetrieben, erfordert aber von der heimischen Industrie mehr Investitionen und Innovationen für die Transformation in klimaneutrale Produktionsstätten und Produkte.
Diese hohe Hürde wird zu einem Zeitpunkt eingefordert, in der viele Unternehmen der Kunststoff verarbeitenden Zulieferindustrie auch noch den Wandel ihrer Kunden hin zur Elektromobilität begleiten und aufgrund der schleppenden Abnahme durch die Chip-Krise nicht den erforderlichen Cash-back erhalten.
Durch hohe Energiekosten fehlt das Geld für Zukunftsinvestitionen
Die Orientierung hin zu mehr Klimaschutz ist richtig und zwingend geboten, jedoch stellt sich die Frage, warum nun den Unternehmen durch hohe Energiekosten das Geld aus den Investitionsbudgets gezogen wird. Zudem wurde mit der Einstellung des Konjunkturpakets „KoPa 35c“ zur Unterstützung von Zukunftsinvestitionen der automobilen Zulieferindustrie eine weitere wichtige und stark nachgefragte Unterstützung des Staates gestrichen. Die Wiederauflage ist derzeit fraglich.
Wandel hin zur klimaneutralen Produktion unterstützen
Investitionen müssen sich perspektivisch zweifellos rechnen, deshalb investieren die erfolgreichen Unternehmen auch kontinuierlich in Innovationen. Der jetzt geforderte Wandel hin zur klimafreundlichen Produktionsstätte übersteigt jedoch in den meisten Fällen die erwirtschafteten Rücklagen und wird kurzfristig auch nicht durch einen hohen Nachfrageimpuls zurückgespielt.
Wer jetzt die Branche mit ihren bereits heute klimafreundlichen Produkten nicht weiter unterstützt, um die nationalen politischen Klimaziele zu erreichen, beschleunigt ein Abwandern von Arbeitsplätzen ins Ausland und eine Schwächung der deutschen Innovationskraft, ohne dass kurzfristig etwas für das Klima erreicht wurde.
Recyclingvorgaben führen zur Investitionszurückhaltung
Gleiches gilt für die nicht zielführende Debatte zur angezweifelten Nachhaltigkeit von Kunststoffprodukten und den daran gekoppelten Recycling- und Rezyklatvorgaben. Dies führt zur Investitionszurückhaltung, welche sich im Bereich der Kunststoffverarbeitung nach jüngsten Zahlen um 12 % reduziert hat. Ein Alarmzeichen.
Es ist dringend erforderlich, dass dieser Wirtschaftszweig Klarheit erhält, wohin die Reise gehen soll. Nur mit klaren Rahmenbedingungen können Investitionen in die erforderliche Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit wieder angekurbelt werden.
Gezielte Förderung des Staates erforderlich
Und nicht zuletzt gehört dazu auch eine gezielte Förderung des Staates in die Wirtschaftssektoren, die wie die Kunststoffverarbeitung wesentlich sind, um die selbstgesteckten Klima- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Und dass diese Branche in diesen Sektoren sehr fortschrittlich ist, wird sie im Oktober dann erneut und hoffentlich auch einmal vor den Augen von Bundesministerinnen und Bundesministern auf der Weltleitmesse K in Düsseldorf zeigen können.
Wir stehen zum Dialog bereit!